Ernst Jandl: Gedichte

Ernst Jandl, Einer raus einer rein. Die schönsten Gedichte.

68 Gedichte, ausgewählt von einem Freund und Kenner: die irren und die schönen, die rinken und die lechten, die findigen und die flottschen.
Ernst Jandl wurde durch seine »Sprechgedichte« berühmt, die sich ebenso in den Ohren von Erwachsenen wie in denen von Kindern festsetzten: auf dem Land ist viel o sophie, ottos mops will nicht nach Hause, lechts und rinks wird vel-wechsert, die weile eilt mit feile und inge hat es dringend.
Aber Jandl schleicht dem Wort nicht nur nach, er hält es auch fest, als Wortakrobat und zugleich als gewissenhafter Chronist, so beispielsweise in zwei seiner berühmtesten Gedichte: »schtzngrmmmm« und »wien: heldenplatz«.
»Jandl ist der erste Autor, der durch einen Tonträger berühmt wurde« – so Klaus Siblewski in seinem großen Jandl-Bildband. Klaus Wagenbach war 1968 der Verleger jenes ersten Tonträgers, der Schallplatte »Laut und Luise«. Er hat nun aus dem Gesamtwerk die schönsten Gedichte ausgewählt. [Verlagstext]

wien: heldenplatz

der glanze heldenplatz zirka
versaggerte in maschenhaftem männchenmeere
drunter auch frauen die ans maskelknie
zu heften heftig sich versuchten, hoffensdick
und brüllzten wesentlich.

verwogener stirnscheitelunterschwang
nach nöten nördlich, kechelte
mit zu-nummernder aufs bluten feilzer, stimme
hinsensend sämmertliche eigenwäscher.

pirsch!
döppelte der gottelbock von Sa-Atz zu Sa-Atz
mit hünig sprenkem stimmstummel
balzerig würmelte es im männchensee
und den weibern: ward so pfingstig ums heil
zumahn: wenn ein knie-ender sie hirschelte.

Ernst Jandl, Einer raus einer rein. Die schönsten Gedichte, Wagenbach, 96 Seiten, gebunden, A 16.50 Euro, D 16 Euro, ISBN 978-3-8031-1238-5.

Verlag Klaus Wagenbach

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert