Die Middlesteins

„Sie musste ihrer Tochter doch zu essen geben!“

Manch eine Familie hat ihre Last zu tragen und die Kunst besteht dann darin, trotzdem zusammenzuhalten. Im Falle der Familie Middlestein lässt sich diese Last sehr exakt in Kilos benennen. 150 Kilo bringt die 60-jährige Edie Middlestein auf die Waage. Das stolze Gewicht hat sie sich über die Jahre beharrlich angefuttert und was ihre Gesundheit angeht ist sie leider komplett beratungsresistent.

Aber ihr Körper und ihre Familie stehen kurz vor dem Kollaps. Als Ehemann Richard aufgibt, sich nach dreißig Jahren von Edie trennt und in Online-Dating-Portalen verliert, beginnt für die beiden erwachsenen Kinder, Tochter Robin und Sohn Benny, sowie die gesundheitsfanatische Schwiegertochter Rachelle ein Wettlauf um die Rettung Edies, bei dem sich meist alle Beteiligten gegenseitig im Wege stehen.

Edie unternimmt derweil munter weiter ihre nächtlichen Ausflüge zum Kühlschrank, ihre Fahrten zu sämtlichen Fast-Food-Filialen der Umgebung und beginnt eine Affäre mit dem Koch ihres liebsten Chinarestaurants.

Und dann ist da noch die geplante Bar-Mizwa-Party der Zwillingsenkel, Josh und Emily, die trotz penibler Vorbereitung durch Rachelle, Tanzunterricht und geplantem Schokobrunnen angesichts der familiären Ausnahmesituation eine Katastrophe zu werden droht.

Alles dreht sich in diesem Buch ums Essen, was grundsätzlich schön ist, aber hier im wahrsten Sinne des Wortes schwer wiegt. Eine „irrwitzige Komödie“, wie es der Klappentext ankündigt, ist der Roman für mich nicht. Zwar ein Buch zum Verschlingen, locker-leicht geschrieben mit leise komischen Momenten, aber einem konsequent melancholischen Rauschen, dass einem ganz schwer wird ums Herz.

Jami Attenberg, Die Middlesteins, btb, 272 Seiten, Taschenbuch, A 10,30 Euro, D 9,99 Euro.

 

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